Alljährlich findet im Juni die von den Wohlfahrts- und Fachverbänden durchgeführte bundesweite Aktionswoche Schuldnerberatung statt. 2019 steht im Mittelpunkt das Grundrecht auf bezahlbaren Wohnraum. Anett Drude, Jessica Kneißl und Stefanie Buchner-Joppich, Schuldnerberaterinnen beim Caritasverband Neuburg-Schrobenhausen fordern Bauwirtschaft und Politik auf, mehr für bezahlbaren Wohnraum zu tun.
Für viele Verschuldete seien die hohen Mieten ein Albtraum. Schon der Zugang auf den Wohnungsmarkt sei für Überschuldete schwierig, beklagen die Schuldnerberaterinnen. Das habe unter anderem mit der den Vermietern häufig vorzulegenden Schufa-Auskunft zu tun. "Auch wenn diese Auskunft nur Schulden auf Telefonie oder Warenbestellungen ausweist, verweigern Mieter den Abschluss einen Mietvertrages. Es darf keine Stigmatisierung auf Grund der Schufa-Auskunft geben", sagt Stefanie Buchner-Joppich und verweist auf das Forderungspapier, das die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände anlässlich der bundesweiten Aktionswoche Schuldnerberatung herausgegeben hat. Die Schuldnerberatung wirbt für mehr Verständnis für Überschuldete. "Betroffene sind häufig mit ihrer Situation überfordert und setzen falsche Schwerpunkte. Teilweise ist der Druck der Gläubiger so groß, dass Ratenzahlungen geleistet werden und für die Miete kein Geld mehr übrig bleibt. Auch sind ihnen Beratungsdienste und Hilfsangebote nicht bekannt.", so Jessica Kneißl. Geringverdienenden machen die steigenden Mieten im Landkreis zusätzlich zu schaffen. Sie müssen einen immer größer werdenden Anteil des Verdienstes für die Unterkunft ausgeben. Auch die Sozialleistungsträger sieht die AG gefordert. Die Grenzen für die anerkennungsfähigen Kosten der Unterkunft wie Miet- und Heizkosten müssten realistisch sein und den Wohnungsmarkt auch abbilden, meint sie.
Betroffene Alleinerziehende wurden im Rahmen der Aktionswochen von der Fachstelle interviewt. Auf die Frage was sie mit ihrer jetzigen Wohnsituation verknüpfen gaben die Befragten an, dass sie aktuell eine angemessene Wohnung suchen (in Größe und Preis). Jedoch seien ihre Schulden und ihr geringes Einkommen ein großes Hindernis. "Einmal in den Schulden kommt man nur schwer wieder raus", "Nichts wie raus, echt eine Bruchbude, kalt und ungemütlich" sind die Aussagen die betroffen machen. Bei der Wohnungssuche ist man mit Schwierigkeiten konfrontiert wie: "zu wenig Einkommen; zu hohe Mietpreise". Hinzu kommen Vorurteile die manche Vermieter gegenüber Wohnungssuchenden haben wie "Diskriminierung - Alleinerziehend, Ausländer, finanziell, Kinder - lieber Hund statt Kinder, abwertend, Nichtsnutz."
Die Schuldnerberatung der Caritas macht darauf aufmerksam, dass sich Betroffene gerne an die Fachstelle wenden können, um gemeinsam Lösungen für eine existenziell bedrohende Schuldensituation finden zu können. Des Weiteren bietet die Allgemeine soziale Beratung der Caritas Hilfen für die Antragstellung zur Existenzsicherung an und um Wohnungsverlust zu vermeiden. Zu erreichen sind die Beratungsstellen ohne Termin zur Offenen Sprechstunden immer montags in Neuburg von 9:00 - 12:00 im Beratungszentrum der Caritas, Spitalplatz C 193 und mittwochs in Schrobenhausen von 9:00 bis 12:00 am Bürgermeister-Stocker-Ring 15.