Heute ist es die Klasse 7cM. "Was macht eine Bewährungshelferin?" ist ihre Einstiegsfrage. Sie erklärt den interessierten Schülern, dass sie mit straffällig gewordenen Jugendlichen arbeitet. Eine Haftstrafe kann auf Bewährung ausgesetzt werden. In dieser Zeit wird der/die Straftäter/in von einem Bewährungshelfer betreut. Lässt sich der Jugendliche in der Bewährungszeit nichts zu schulden kommen, ist die Strafe abgebüßt. Sollte aber der/die Jugendliche wieder Unfug machen, so kann es sein, dass der Richter anordnet, dass er oder sie ins Gefängnis muss.
Ein Teil ihrer Aufgabe beim Landgericht Ingolstadt ist die Präventionsarbeit. Hier kommt die Kooperation mit Schulsozialarbeiter Markus Bach ins Spiel, der vor vielen Jahren das "Grenzgänger-Projekt" der Bewährungshelfer vom Amtsgericht in Ingolstadt entdeckte und an seiner Schule in Abstimmung mit Schulleitung und Lehrern in der 7. Jahrgangsstufe installierte.
"Warum kommt die Bewährungshilfe ausgerechnet in die 7. Jahrgangsstufe?" fragt Frau Maier. Die 7.-Klässlerin Antje antwortet: "Weil man mit 14 Jahren strafmündig ist und wir 14 Jahre alt werden". "So ist es" antwortet die Referentin. "Wieviele von Euch sind denn schon 14 Jahre alt?" 8 Schülerinnen und Schüler melden sich. Maier erklärt: "Wir wollen Euch über straffälliges Verhalten und deren Folgen aufklären und Euch möglichst davor bewahren."
Anhand einer erfundenen Geschichte berichtet sie, wie die Jugendlichen Dennis, 14 Jahre alt und Julia, 15 Jahre in den Ferien verschiedenste Straftaten und Ordnungswidrigkeiten begehen. Es geht um Schwarzfahren, Mofa frisieren, Diebstahl einer CD in einem Drogeriemarkt und deren Weiterverkauf, sexuelle Belästigung, Verstoß gegen das Persönlichkeitsrecht, Drogenmissbrauch und mehr.
Maier arbeitet mit den Schülern die Straftaten auf, benennt die Fachbegriffe und erarbeitet mit den Mittelschülern auch alternative Verhaltensweisen der Schüler in der Geschichte. So fragt sie, wie sich Dennis vor einer Schlägerei hätte anders verhalten können.
Sie beleuchtet die Strafmöglichkeiten wie Erziehungsmaßregeln sowie Haftstrafen mit und ohne Bewährung. Dabei greift die erfahrene Bewährungshelferin auf anonyme Fallbeispiele zurück.
Die Mittelschüler machen engagiert mit und hören sehr interessiert zu. Schulsozialarbeiter Bach: "Sie wissen, es geht um sie selbst. Daher besteht ein großes Interesse am Thema.
90 Schüler nahmen in diesem Schuljahr an dem Projekt teil. Für Rektorin Anne Graf ist "dieses Projekt ein wichtiger Baustein in unserer erzieherischen Arbeit".
Eine Fortsetzung im kommenden Jahr ist von allen Beteiligten fest anvisiert.
Markus Bach, Caritas