Neuburg: Wie kann ich mit Provokationen, Beleidigungen oder Beschimpfungen umgehen? Dieses Thema stand in den vergangenen Wochen im Rahmen eines Antigewalttrainings auf dem Lehrplan der gesamten sechsten Jahrgangsstufe sowie der Praxisklasse an der Neuburger Mittelschule. Insgesamt 112 Schülerinnen und Schüler nahmen heuer an der Maßnahme teil, die von der Schulsozialarbeit ins Leben gerufen wurde.
Für jeweils drei Unterrichtseinheiten gewann Schulsozialarbeiter Markus Bach (Caritas-Schulsozialarbeit) als Referenten Denzihan Cebi und Vincent Ludwig, zwei erfahrene Antigewalttrainer und engagierte Mitarbeiter in der Jugendhilfe, vom Verein Respect Training aus Ingolstadt. Seit vielen Jahren engagiert sich der Verein in der Kinder- und Jugendarbeit sowie in der Präventionsarbeit an Schulen. Mit der Mittelschule Neuburg besteht eine langjährige Kooperation.
Denizhan Cebi geht auf die Themen ein, die die Schüler ansprechen. In der Praxisklasse erfährt er, dass Beleidigungen unter Schülern häufig "aus Spaß" ausgesprochen werden.
Der Trainer teilt daraufhin an die Schüler jeweils ein weißes Blatt Papier aus. "Ihr habt nun drei Minuten Zeit, in der ihr mit dem Blatt machen könnt, was ihr wollt", ist seine Anweisung. Die Schüler lassen sich nicht lange bitten und falten, knicken, zerreißen, zerschneiden oder bemalen das Blatt. Nach Begutachtung der Ergebnisse bekommen die Schüler die Aufgabe, in drei Minuten ihr Blatt wieder in die Ausgangsposition zu versetzen, so dass es aussieht wie vor dem Austeilen. Schnell werden die Blätter mit den Händen geglättet, die Falten entfernt oder zusammengeklebt. Nach getaner Arbeit schauen sich die Schüler die Ergebnisse an. "Habt ihr das Ziel erreicht, sehen die Blätter genauso neu aus wie zu Beginn?" Die Schüler berichten, dass überall Risse, Knicke oder ähnliches zu erkennen sind. "So ist es auch mit Euren Schimpfwörtern, die ihr aus Spaß von Euch gebt. Wie die Knicke oder noch erkennbaren Risse auf Euren Blättern übrigbleiben, so bleiben bei Euren Schimpfwörtern Narben auf Euren Herzen übrig." In diesem Moment ist es ganz leise und die Schüler erkennen, dass das von Ihnen Gesagte eine Wirkung haben kann, die sie eigentlich nicht erreichen möchten.
Im weiteren Verlauf gehen die Trainer darauf ein, wie wichtig es ist, eine respektvolle und gute Atmosphäre in der Klassengemeinschaft zu pflegen. Hierzu üben die Jugendlichen Achtsamkeit in der Schule und sogar zu Hause. Grüßen oder Helfen rücken die Jugendlichen in den Fokus ihres Handelns. Erstmals achten sie darauf, sich untereinander bewußt zu loben und auf eine gute Umgangsweise.
Falls es einmal dazu kommt, dass eine Begegnung nicht so gut läuft und es zu einer körperlichen Bedrohung kommt, so zeigen Ludwig und Cebi den Schülern, wie sie mit kleinem Aufwand aus diesen herauskommen, um sich anschließend Hilfe zu holen. So lernen die Teilnehmer, jemanden auf Abstand zu halten und auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Ebenso lernen sie, sich mit geringen Mitteln aus einer Umklammerung oder einem Schwitzkasten zu befreien.
Klassenleiterin Sonja Vitzthum ist begeistert, mit welch großer Anteilnahme die Themen von ihren Schülern aufgenommen werden und wie sehr sie sich einbringen.
Rektorin Anne Graf bestätigt: "Das Programm Power in Respekt ist ein wesentlicher Baustein unserer vielfältigen Präventionsbemühungen an unserer Schule geworden".
Bild: Markus Bach
Bilduntertitel: Antigewalttrainer Denizhan Cebi zeigt den Schülern der Neuburger
Praxisklasse, wie man sich mit wenig Aufwand aus einer
Umklammerung befreien kann.